Liebe Solawistas,
jetzt hat auch auf den Freilandflächen die neue Saison begonnen. Auf den kleinen sandigeren Flächen rund um die Gewächshäuser, die so trocken sind, dass man sie bearbeiten kann, haben wir in den vergangenen Tagen fleißig gesät und gepflanzt. Praktischerweise zum großen Teil im Regen, so wurden die Pflänzchen gleich angegossen.
Es keinen nun also dicke Bohnen und die Sommermöhren, und frisch gepflanzt wedeln Brokkoli, Blumenkohl, Spitzkohl, Kohlrabi, Mangold, Spinat und Fenchel mit ihren Blättern in der Frühlingsluft. Das heißt, richtig wedeln können sie im Moment noch nicht – wegen der vor allem nachts noch recht kühlen Temperaturen und eventueller Hasenbesuche sind die Pflänzchen mit großen Vliesen abgedeckt. Die halten Temperatur und Feuchtigkeit, lassen aber Licht und Wasser durch. Gerade im Frühjahr wichtige Hilfsmittel für uns!
Die Kohlpflanzen werden übrigens begleitet von kleinen Kornblumen, die die passenden Nützlinge und Bestäuber ins Beet locken sollen, wenn sie dann mal blühen. Schnittlauch, Lauchzwiebeln und Kopfsalat kommen die Tage auch noch in die Erde. In den Gewächshäusern räumen dann so langsam die letzten Wintergäste wie zum Beispiel der Postelein das Feld. In sechs Wochen etwa wollen wir hier die ersten Tomaten pflanzen. Stichwort Kornblumen: Wir säen auch noch einige andere blühende einheimische Pflanzen aus, zum Teil auf Blühstreifen zwischen den Beeten (das aber erst ab Mai), zum Teil als Voranzucht im geheizten Anzuchtsraum. Diese Blümchen werden dann mit den Tomaten, Paprika, Gurken etc. in die Gewächshäuser gepflanzt, um auch hier, schon bevor die Gemüsepflanzen selbst Blüten ausgebildet haben, den Nützlingen und Bestäubern zu signalisieren, dass es sich für sie lohnt, ins Gewächshaus zu fliegen.
Aber es gibt auch noch einen anderen Grund: Im Gewächshaus herrschen durch die höheren Temperaturen, die geringere Durchlüftung und (je nach Bewässerung) höhere Luftfeuchtigkeit besondere Bedingungen, und wir ziehen dort Pflanzen, die draußen nicht unbedingt in unseren Breiten bei unseren Bedingungen klarkämen. Deswegen sind diese Pflanzen anfällig für Schädlingsbefall, Blattläuse, Spinnmilben, Weiße Fliege etc. Damit diese nicht überhand nehmen, setzen wir die gesamte Sommersaison über immer wieder Nützlinge in den Gewächshäusern aus, also zum Beispiel verschiedene Schlupfwespenarten gegen Blattläuse und Raubmilben gegen Spinnmilben. Die Nützlinge kommen im besten Fall schon ins Haus, bevor überhaupt viele Schädlinge da sind. So brauchen wir keine oder doch wirklich sehr sehr wenige und auch erst sehr spät, Pflanzenschutzmittel (für Bioanbau zugelassen natürlich) einzusetzen.
Je natürlicher der Bewuchs im Gewächshaus (Bodenbegrünung, blühende Pflanzen), desto besser kann sich dort ein Schädlings-Nützlings-Gleichgewicht einpendeln. Die Blüten dienen dann zum Beispiel manchen Nützlingen als Nahrung, weil nur die Larven andere Insekten fressen. Und Raubmilben sind nicht so gut zu Fuß. Wenn sie von einer Pflanze zur anderen über nackte Erde laufen müssten, ist ihnen das zu anstrengend. Können sie aber über feuchteres Grünzeug spazieren, machen sie das auch und können so auch Spinnmilben erreichen, die nicht auf dem Blatt wohnen, wo wir Raubmilben geschlüpft sind. Abgesehen davon, dass sie auch von Blatt zu Blatt spazieren könnten, aber anscheinend reisen einige auch gern über den festen Erdboden. So haben wir das zumindest mal in einer Fortbildung gelernt.
Punkt ist: Blühpflanzen sind eine feine Sache, und sich von der Natur helfen zu lassen, indem man sie imitiert und/oder ihr eine Chance gibt, einigermaßen zu machen, wie es ursprünglich vorgesehen ist, auch.
Habt eine schöne Restwoche! Kristina